Sonntagsgottesdienst

Gottesdienstformen

Die Feier des Gottesdienstes am Sonntag(morgen) gilt seit Jahrhunderten als zentrales Ereignis der Kirche. Hier versammeln sich Christ:innen, um auf Gottes Wort zu hören, zu singen und zu beten. Oft wird das Sakrament des Abendmahls gefeiert.

Überall auf der Welt wird sie gefeiert. Die an die Messe angelehnte Form des Gottesdienstes. Sie ist traditionsreich ökumenisch und festlich zugleich. Manche Elemente - wie das Gloria und das Sanctus -  gehen zurück bis in biblische Zeit. Lesungen aus beiden Teilen der Bibel, Predigt, Abendmahl und Musik, manchmal auch eine gesungene Liturgie, machen den Reichtum dieser Form aus.

Die schlichte Form 2 wird auch Predigtgottesdienst genannt. Wort, Gebet und Musik korrespondieren in freiem Wechselspiel. Gott redet mit uns und wir mit ihm. Eine dreiteilige Struktur von Ankommen, sich Sammeln und Weitergehen prägt diesen Gottesdienst, der auch mit einer schlichten Abendmahlsfeier verbunden werden kann.

Neben dem Gottesdienst am Sonntagmorgen sind in den letzten Jahren viele gottesdienstliche Formate entstanden. Themen, Anlässe, Orte, Zielgruppen, Musikstile geben den Takt vor. Diese Gottesdienste heißen dann Thomasmesse oder Wohnzimmerkirche, Go Special, 3/17 oder Mittendrin – ihre Namen sind so bunt wie die Menschen, die sie feiern.

"Denn unermüdlich, wie der Schimmer des Morgens um die Erde geht, ist immer ein Gebet und immer ein Loblied wach."

In den Klöstern der Christenheit haben sich Menschen für ein Leben geprägt vom Rhythmus des Gebets entschieden. Die Stundengebete am Morgen, am Abend und zur Nacht sind bis heute auch in unseren Gemeinden lebendig. Das Psalmgebet, verbunden mit Bibelwort und (gregorianischem) Gesang, prägt diese Form.

Elemente des Gottesdienstes

Kyrie ist nach Gott rufen. Wie ein Kind nach seiner Mutter. Mehrfach. Ein Kind hört nicht auf, wenn es ein Mal ruft. Kyrie ist: Rufen, weil wir brauchen, dass jemand mich hört und mich ansieht – genau so wie ich bin – und nicht wegschaut.

Gloria ist wie ein Tanz. Jubel steigt auf. Die Erinnerung an die Urerfahrung: Wir sind geschaffen für das Paradies, ursprünglich und wieder. Die Erinnerung an den Kern des Christseins: Gott ist nah und nichts kann uns von ihm trennen, in Ewigkeit nicht. Darum stimmen wir in Jubel ein - der viele Formen haben kann.

 

In Psalmen schauen die Betenden auf sich und ihre Gefühle. Die halten sie Gott hin. Beschreiben, wie das Wasser bis zum Hals steht. Oder die Kraft, über Mauern springen zu können. Bekennen das Leben mit Gott oder benennen den Zweifel an ihm.

Im Gebet halten wir Gott uns und die Welt hin. Er hört. Und im Sprechen und Hören geschieht bereits Erhörung durch das Nahesein Gottes. So ist jedes Gebet neu ein Wahrwerden der Beziehung zwischen Gott und Mensch.

Verkündigung hat viele Formen. Manche sind Lieder. Manche Töne. Musik geht unmittelbar ins Herz, unmittelbarer als Worte. Und gemeinsamer Gesang vereint die versammelte Gemeinschaft und stimmt ein in Ausdrücke des Glaubens.

Der Schatz der biblischen Tradition erklingt in den Lesungen. Jedem Sonntag sind Passagen aus den beiden Teilen der Heiligen Schrift zugeordnet. Dazu ein Predigttext. Die Texte haben Beziehungen zueinander, die in unterschiedlichen Gottesdiensten unterschiedlich miteinander zum Klingen gebracht werden.

Die Predigt deutet einen biblischen Text ins Jetzt hinein - schaut auf den ursprünglichen Ort und die Bedeutung des Textes, bleibt dort aber nicht stehen. Predigt entsteht aus dem Blick auf Text, die eigene Resonanz und den Blick auf die konkrete Gemeinde. Und der Heilige Geist predigt mit.

Woran glaubst Du? Wofür stehst Du ein und auf? Im Gottesdienst stehen wir meist, wenn wir den Glauben sprechend oder singend bekennen. Das Bekennen vergewissert den Glauben. Das gemeinsame Bekennen kann im Zweifel stärken. Das öffentliche Bekennen trägt die christliche Tradition in die Gesellschaft ein und lässt sie laut werden.

Im Abendmahl geschieht leibliche Aneignung des zuvor neu Gehörten, Gesungenen, Gebeteten. Gott kommt nah und ist da. In Tischgemeinschaft erleben wir Begegnung mit dem Heiligen und stellen uns hinein in die Verbindung zwischen irdischer und ewiger Welt.

Der Segen markiert den Übergang in den Alltag. Gott geht mit, wenn wir weitergehen. Gestärkt vom Segen leben wir als Glaubende weiter den Gottesdienst im Alltag der Welt.

Kontakt

Prof. Dr. Jochen Arnold

Pastorin Elisabeth Rabe-Winnen