Zweiter Sonntag nach Ostern

Misericordias Domini – Hirtensonntag

Bilder von Hirten – so in echt und auf Weiden –
kaum gibt es sie noch.
Wir hatten einen Schäfer in dem Dorf, in dem ich aufwuchs.
Bilder von Hirten aber kenne ich mehr von gemalten Bildern.
Wie dies: Das Bild eines Hirten, der das Schaf trägt,
auf den Schultern.
Der Hirte trägt sein Schaf.
Gott trägt dich.
Deine Kraft kommt von ihm.
Oder mehr noch: Du brauchst keine Kraft.
Liegst einfach da. Ermattet und du selbst, auf diesen Schultern.
Lässt dich tragen. Zurück zu dir. Zurück zu ihm.
Durch alles, was ist.
Du bist nicht allein. Sagt die Stimme.
Durch deine schwersten Zeiten habe ich dich getragen.

Gott trägt dich.
Der Hirte trägt sein Schaf.
Mühelos sieht es oft aus auf den Bildern.
Und zugleich voll Kraft. Und Liebe.
Getragen. Auf Liebe.
»Christus hat für euch gelitten.«
Trägt. Aus Liebe.
»Durch Christi Wunden seid ihr geheilt.«

Ostern, vor zwei Wochen, erinnerst du dich?
Die Sonne ging auf nach den stillen schwarzen Tagen.
Mit den Kindern wieder und wieder die Kinderbibel gelesen:
»Mama, warum musste Jesus sterben?
Er hat doch nichts falsch gemacht.«
Abendmahl gefeiert, so anders und tief in diesem Jahr.
Bunte Eier aufgehängt am Birnbaum im Garten.
In den Gottesdiensten rufen und singen:
Der Herr ist auferstanden!

Ostern, spürst du es jetzt?
Jesus, der sein Kreuz trug.
Jesus, der dein Kreuz trägt.
Er sitzt da, neben dir. Jetzt.
Er nickt und versteht, ohne dass du es sagen musst.
Versteht alles.
Sagt: Ach Du!

Er weiß um das, was dich verwirrt und wo du irrst ohne Leitplanken
und in Angst.
Er nickt, vielleicht seufzt er oder summt oder zieht die Gardinen
etwas weiter auf, damit die Sonnenstrahlen auf dich scheinen,
vielleicht geht er in deine Küche und holt ein Stück Brot für euch
beide.

Er ist da, ganz nah bei dir.
Jesus trägt alles mit.

Elisabeth Rabe-Winnen in Verkündigungsimpuls zu 1 Petrus 2 aus Gottesdienst neu denken und feiern