Vier Fragen dazu an Juliane Hillebrecht
Gemeinsam mit Susanne Paetzold, Referentin im Bereich Kirche mit Kindern im Michaeliskloster, laden Sie Kinder dazu ein, Ihnen Hoffnungszeichen zu schicken. Warum haben Sie sich für eine Taube als Hoffnungsbotin entschieden? Steht die Taube im Fokus der Aktivitäten in der Kreuzkirche am Kirchentag?
Juliane Hillebrecht: Dass wir uns ausgerechnet für die Taube entschieden haben, ist kein Zufall. Wer mit offenen Augen durch die Kreuzkirche geht, wird sie an vielen Stellen entdecken. Sie flattert wie ein roter Faden durch den Raum und erinnert uns dabei an wichtige biblische Geschichten: Bei der Taufe von Jesus kommt der Heilige Geist in Form einer Taube vom Himmel herab und auch bei Noah war es die Taube, die das Zeichen brachte, dass endlich Land in Sicht war. Sie ist Hoffnungsbotin, Mutmacherin und Friedenssymbol zugleich.
Im Kontext der Kinderkathedrale am Kirchentag steht sie für die Hoffnung und den Glauben, den Kinder in unsere Welt tragen. Indem sie ihre eigenen Origami-Tauben falten, geben sie diesem alten Symbol eine sehr persönliche Bedeutung. Die Taube wird nicht nur in der Gestaltung der Erlebnisinseln und Gebetsorte sichtbar, sondern auch als Teil der Aktion selbst. So ist sie mehr als nur ein dekoratives Element – sie lädt von Anfang an alle dazu ein, mitzumachen und über ihre Bedeutung nachzudenken.
Welche Chancen birgt es, Kinder aktiv an der Gestaltung von Kirchräumen oder Gottesdiensten zu beteiligen?
Juliane Hillebrecht: Wenn Kinder aktiv in Gottesdienste oder die Gestaltung von Kirchräumen einbezogen werden, erleben sie, dass ihre Gedanken und Wünsche wirklich zählen. Sie merken, dass der Glaube nichts ist, das ihnen vorgegeben wird, sondern dass auch ihre Perspektiven in der Gemeinschaft wichtig sind. Denn letztlich sind wir alle gleichsam auf der Suche nach Gottes Spuren in unserem Leben und haben Hoffnungen, die wir teilen können. Manchmal sind die Worte und Bilder, die andere für sie finden, schwer verständlich. Kinder haben eine ganz eigene, klare Art, ihren Glauben so zu leben, wie es für sie passt.
Haben Sie ein Beispiel für eine Beteiligung von Kindern, die Sie bewegt hat?
Juliane Hillebrecht: Besonders berührt haben mich Taufgottesdienste, in die ich einen Segenskoffer mitgebracht habe. Die Kinder öffneten ihn und entdeckten darin u.a. Kerzen, Seifenblasen, Engel und Konfetti. Zusammen haben wir dann überlegt, was Segen eigentlich bedeutet und wie es sich anfühlt, getauft zu sein. Es öffnete sich ein Raum für eigene Erfahrungen, Fragen und ein lebendiges Miteinander. Die Kinder hatten immer etwas zu sagen und ihre Ideen bewegten nicht nur sie selbst, sondern auch die Erwachsenen. Diese Erlebnisse zeigen, wie wertvoll es ist, wenn Kinder ihrer Neugier freien Lauf lassen und in eigenen Worten ausdrücken was sie denken und fühlen – und wie sehr ihre Authentizität alle anderen inspiriert.
Wie können Kinder konkret am Hoffnungszeichen-Projekt teilnehmen?
Juliane Hillebrecht: Kinder können ganz einfach mitmachen, indem sie eine Origami-Taube falten. Wer mag, kann der Taube noch einen Namen geben oder sie mit einem Wunsch oder einer Botschaft versehen. Auch die Wahl des Materials und die farbliche Gestaltung laden ein, kreativ zu werden. Die Tauben können gemeinsam in Kitas, Schulen oder zu Hause gestaltet werden. Wir stellen dazu eine Faltanleitung sowie didaktisches Material zur Verfügung, um die Bedeutung der Aktion in den größeren Zusammenhang zu stellen. Anschließend schicken die Kinder ihre Tauben an uns, und wir integrieren sie in die große Installation in der Kreuzkirche. So wird sichtbar, wie vielfältig die Hoffnungen und Wünsche der Kinder sind – ein starkes Zeichen für Gemeinschaft und Zusammenhalt.