Die Neue im Vertrauten

Nachricht Hildesheim, 04. November 2024

Andrea Mahlke ist seit einem Monat im Amt der Landespastorin für die Posaunenchorarbeit

Mit zwölf Jahren waren die Arme von Andrea Mahlke endlich so lang, dass sie von der Trompete zur Posaune wechseln konnte. Foto: Susann Grünert

Hildesheim. "Hallo, ich bin die Neue." Immer, wenn sich Andrea Mahlke mit diesem Satz im Michaeliskloster vorstellt, erntet sie Lachen. Ein Running Gag. Der Witz: Seit zehn Jahren ist die Pastorin aus Hermannsburg als stellvertretende Leiterin des Posaunenwerk der Ev.-luth. Landeskirche Hannovers dem Michaeliskloster verbunden. Eine Aufgabe, der sie ehrenamtlich an der Seite von Marianne Gorka nachging.

Seit Oktober ist Andrea Mahlke nun an der Spitze des Posaunenwerks, das mit sieben Landesposaunenwarten in den Bezirken und vier Sekretärinnen in der Geschäftsstelle die rund 550 Posaunenchöre der Landeskirche begleitet. Auch sie selbst spielt, seitdem sie zehn Jahre alt ist, im Posaunenchor. Erst Trompete und – als die Arme endlich lang genug waren – Posaune.

Lange Zeit konnte sich die Pastorin den Wechsel in die erste Reihe des Posaunenwerks nicht vorstellen. Sie war glücklich als Gemeindepastorin, knapp fünf Jahre in Moisburg und dann fast 15 Jahre in Embsen und Betzendorf. "Das Gemeindepfarramt ist so vielseitig. Ich konnte Menschen aller Altersstufen bei ihren Lebensfesten begleiten, die mal fröhlich waren, mal traurig. Wir konnten füreinander da sein, in allen Lebenslagen“, sagt sie. „Ich hatte Angst, dass mir das zu sehr fehlen würde."

Rund 550 Posaunenchöre gestalten die musikalische Landschaft der Ev.-luth. Landeskirche Hannovers mit. Foto: Anna-Kristina Bauer

Großer Unterschied: In Monaten denken statt Tagen

Die Lust an Neuem im Vertrauten, die ermutigenden Zusprüche der Landesposaunenwarte und der Stellumfang von 50 Prozent überzeugten sie dann aber doch. "Nach den vielen Jahren Vollzeitarbeit freue ich mich auch darauf, Zeit für die Dinge zu haben, die bisher zu kurz gekommen sind", sagt Andrea Mahlke. Da ist zum Beispiel ihr Mann, der seit einem Jahr im Ruhestand ist, aber auch der Garten, ihr Hund oder die beiden Enkelkinder in Berlin.

Zwei Tage pro Woche fährt Andrea Mahlke die eineinhalb Stunden von Hermannsburg nach Hildesheim. Die weißen Wände in ihrem Büro verraten, dass sie noch am Anfang steht. Eine selbstgenähte Decke aus Studienzeiten, die sie vis-a-vis zu ihrem Schreibtisch aufhängen möchte, hängt noch über dem Besucherstuhl. Auch die alte Holzuhr liegt noch auf dem Boden.

Den ersten Monat hat die Pastorin damit verbracht, ihre Aufgaben auszuloten und sich den anderen Kolleg:innen im Michaeliskloster vorzustellen. Auch in die Planungen zum Bläsersonntag oder zum Gedenktag anlässlich des 80-jährigen Kriegsendes im kommenden Jahr ist sie bereits eingestiegen. "Mit diesem Vorlauf zu planen, ist ein großer Unterschied zu meiner vorherigen Arbeit als Gemeindepastorin", sagt Andrea Mahlke und lacht. Jetzt denkt sie nicht mehr in Tagen, sondern in Monaten, manchmal Jahren. Zum Beispiel, wenn es an die Planung des Jahresprogramms des Posaunenwerk geht.

In 15. Generation Pastorin

Als Landespastorin für die Posaunenchorarbeit ist Andrea Mahlke vor allem für Organisations- und Personalaufgaben verantwortlich. Dazu kommt die Gestaltung von Gottesdiensten und Andachten. "Eine Herausforderung der nächsten Zeit wird es sein, Wege zu finden, wie wir mit sechs statt wie bisher mit sieben Landesposaunenwarten alle Chöre der Landeskirche gut begleiten", sagt die Pastorin. Die Synode hatte im November 2022 den landeskirchlichen Haushaltsplan für die Jahre 2023/2024 beschlossen und damit den Wegfall einer Landesposaunenwart-Stelle zum 1. April 2025 besiegelt.

Andrea Mahlke, ist in 15. Generation Pastorin. Der Weg dorthin führte sie für ein Studienjahr nach Brasilien. Eine der Erkenntnisse aus der Zeit in dem südamerikanischen Land: "Auch wenn ich anfangs fremd war und ich erstmal nur tastend vorankam, so ging es doch Schritt für Schritt und im Miteinander mit vielen Menschen immer weiter."

Susann Grünert